1.1:
Literatursuche
Um Literatur zu einem wissenschaftlichen Thema zu finden, gibt es
eine ganze Reihe verschiedener Herangehensweisen. Man kann
- jemanden fragen, der/die sich auskennt
- ein Buch suchen, das eine Einführung in das Gebiet gibt, aus
dem die Fragestellung stammt
-
Literaturverweise in Büchern und
Artikeln weiterverfolgen
- in einer nach Sachgruppen geordneten Bibliographie oder
Abstractsammlung nachsehen
- in einer elektronischen Literaturdatenbank suchen
- mit Hilfe von Übersichtsseiten oder Suchmaschinen im WWW nach
Material suchen.
Dabei stößt man auf spezifische Möglichkeiten und
Probleme:
- Man muss eine Person finden, die sich auskennt und Zeit und Lust
hat, sich mit der Frage zu beschäftigen. Dabei besteht die Gefahr,
dass das Problem nur in der Sichtweise und nach dem Kenntnisstand der
befragten Person angegangen wird. Andererseits besteht die
Möglichkeit, die Fragestellung im Gespräch weiter zu
erörtern und dabei zu präzisieren.
- Bücher erscheinen häufig erst, wenn ein neues Fachgebiet
bzw. eine neue Sichtweise schon eine gewisse Zeit existiert. Sie sind
langsam.
-
Konferenzbände enthalten Artikel zu
Vorträgen, die auf einer wissenschaftlichen Konferenz gehalten
wurden. Sie sind daher häufig aktuellere Zusammenstellungen von
Artikeln zu einem Thema. Sie bieten allerdings keine geschlossene und
systematische Darstellung eines Gebiets, da sich die einzelnen
Beiträge nicht auf einander beziehen und für jeden Beitrag nur
beschränkter Raum zur Verfügung steht. Ausserdem ist die
Auswahl der Artikel nicht immer nur themenbezogen. Häufig spielen
bei der Zusammenstellung von Beiträgen zu einer wissenschaftlichen
Konferenz andere Gesichtspunkte eine Rolle.
- Mit den klassischen Methoden der
"
Papierbibliothek" dauert das
Beschaffen von Literatur häufig lange. Wenn nur der Titel eines
Artikels bekannt ist, ist zusätzlich oft schwer einzuschätzen,
ob er eine Fragestellung abdeckt. Dadurch kann es auch nötig
werden, mehrmals nacheinander Artikel zu beschaffen, was eine weitere
Verzögerung bedeuten kann. In den letzten Jahren sind elektronische
Bestell- und Lieferdienste entwickelt worden, die auch die Lieferung von
Kopien von "Papierartikeln" (per fax oder als eingescanntes
Bild) erheblich beschleunigt haben.
-
Stichwortkataloge und
Inhaltsklassifikationen sind hierarchisch nach
Sachgruppen aufgebaut. Ihre Verwendung setzt
daher Kenntnisse über die Sachgruppenhierarchie (und damit das
Gebiet der Fragestellung) voraus. Schwierige Suchprobleme zeichnen sich
häufig gerade dadurch aus, dass die Fragestellungen nicht innerhalb
einer etablierten Theorie bleiben. oder dass die Suchenden sich in dem
Fachgebiet, in dem sie suchen, (noch) nicht gut auskennen. Dadurch
können die Anfragen nur schwer auf die vorgegebene
Sachgruppenhierarchie abgebildet werden.
-
Literaturdatenbanken sind meist teuer und
häufig noch komplex zu bedienen. Sie bieten Zugang über
Sachgruppen, Stichwörter und Freitextsuche. Sie liefern häufig
nur die bibliographischen Angaben, sodass die Vollversion eines Artikels
nach wie vor beschafft werden muss. Das wird heute allerdings zunehmend
durch online-Lieferdienste direkt möglich.
- Übersichtsseiten im WWW sind meistens von einzelnen Personen
ehrenamtlich zusammengestellt. Sie weisen damit ähnliche Probleme
auf wie die persönliche Nachfrage. Darüberhinaus sind sie
statisch, d. h. es ist nicht möglich, einen persönlichen
Eindruck von der Person zu gewinnen, auf deren Expertise man sich
verlässt. Zunehmend trifft man auch auf Seiten, die seit langem
nicht mehr aktualisiert worden sind.
- Suchmaschinen beschränken sich häufig auf die Suche nach
einzelnen Wörtern oder Wortgruppen. Da die meisten Dokumente im WWW
nicht nach einem systematischen Schema strukturiert sind, sind die
Ergebnisse nur bedingt vollständig. Viele Suchmaschinen können
nur HTML-Dokumente verarbeiten, d. h. Dokumente in anderen Formaten, wie
z. B. Postscript werden garnicht erfasst. Ausserdem werden zunehmend Web
Angebote in Datenbanken abgelegt, auf deren Dokumente Suchmaschinen im
Allgemeinen nicht zugreifen können.
- Im WWW ist es nur bedingt möglich, die Richtigkeit von
Angaben zu überprüfen. Seiten, die im WWW vorliegen, werden
unbewertet angezeigt, und es ist auch oft nicht sonderlich schwierig z.
B. eine falsche Urherberschaft einer Information
vorzutäuschen.
- Da das WWW öffentlich ist, sind Artikel, die einem
Copyrightvorbehalt unterliegen (wie zum Beispiel viele Artikel, die in
wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht sind), dort
häufig nicht zu finden.
Viele dieser Möglichkeiten und Probleme haben in den letzten Jahren
die Forschung über und Entwicklung von Informationssystemen,
Suchmaschinen und Übersichtsseiten im Web angeregt.
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