3.4.4: Relevance Feedback
Während bei der Berechnung der Gewichte für
Dokumentvektoren Termhäufigkeiten im Dokument verwendet werden
können, sind Anfragen häufig so kurz, dass diese Möglichkeit
praktisch ausscheidet. Das gilt insbesondere für Anfragen, die
in interaktiven Sitzungen gestellt werden.
Dafür kann man aber die
Nutzenden fragen, wie wichtig
ein gefundenes Dokument für ihre
Fragestellung ist, und aus diesen
Relevanzurteilen
Änderungen der Gewichte der Anfrage berechnen.
Ein solches Verfahren
ist das von Rocchio (beschrieben
in Salton & McGill 1983 [->]).
Dabei werden den Nutzenden auf
ihre erste Anfrage mit dem
Anfragevektor q eine (geordnete) Menge von
Dokumenten
zurückgeliefert,
die sie auf ihre Relevanz hin beurteilen sollen.
Dadurch ergeben sich zwei
Mengen von Dokumenten: R={d+1,...,d+r} , die Menge der als
relevant beurteilten Dokumente, und
U={d-1,...,d-u} , die Menge
der als nicht relevant
beurteilten Dokumente.
Bezeichne vd den zum Dokument d gehörenden Dokumentvektor, dann wird ein
neuer Anfragevektor q' nach folgender Formel
berechnet:

Dabei sind
,
und
reelle Parameter, die für die jeweilige
Anwendung geeignet bestimmt werden müssen.
Dieses Verfahren macht sich die Tatsache
zunutze, dass mit den Dokument- und Anfragevektoren als Vektoren des
n -dimensionalen Raumes gerechnet werden kann. Wenn man
annimmt, dass sich verschiedene "Themen" an verschiedenen
Orten in diesem Raum befinden, so wird durch die Formel der (neue)
Anfragevektor von den nicht relevanten Dokumenten weg und zu den
relevanten Dokumenten hin bewegt. Abgeschwächte Formen dieser
Formel erhält man, wenn man einzelne Parameter auf
0 setzt. So wird im Falle
=0 der neue Anfragevektor nicht von den nicht relevanten
Dokumenten, sondern nur von den relevanten beeinflusst. Das ist z. B.
dann sinnvoll, wenn man annehmen kann, dass die nicht relevanten
Dokumente nicht in einem zusammenhängenden Teilbereich des
Vektorraumes liegen, sondern über den ganzen Raum verteilt sind.
© 1999 / HTML-Version 13. 7. 1999: R. Ferber, email: R. Ferber