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Reginald Ferber Information Retrieval
Suchmodelle und Data-Mining-Verfahren für Textsammlungen und das Web

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Stichwörter dieser Seite AQ-Algorithmus, AQ15, Regel, Kategorie, Spezialisierung, Stern, Wertebereich
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2.3.7: Der AQ-Algorithmus

Unter dem Namen AQ-Algorithmus werden eine ganze Reihe Verfahren zusammengefasst, die für verschiedene Probleme entwickelt wurden. Einführungen finden sich in Michalski (1983) [->] und Michalski, Mozetic, Hong und Lavrac (1986) [->] . Hier soll der auch in Holsheimer und Siebes (1994) [->] dargestellte AQ15-Algorithmus in einer einfachen Form vorgestellt werden. Der AQ15-Algorithmus generiert IF-THEN-Regeln, die Kategorien beschreiben.

Pfeil als Kennzeichnung einer Unterueberschrift Definition 15: Selektor, Komplex, Abdeckung

Für jede Kategorie in einer konsistenten Beispielsammlung kann man eine Abdeckung finden, die die Kategorie beschreibt. Dazu schreibt man, wie oben im formalen Algorithmus beschrieben, die Tupel aus einer Kategorie als Konjunktionen ihrer Attribut-Wert-Paare und bildet über diese (sehr einfachen) Komplexe eine Disjunktion. Diese Beschreibung durch Aufzählung ist aber natürlich nicht sehr nützlich. Es müssen also einfachere Beschreibungen gefunden werden.

Pfeil als Kennzeichnung einer Unterueberschrift Abbildung 60: Verallgemeinerung von Regeln

Dazu führt AQ15 eine heuristische Suche im Raum aller Abdeckungen durch, um diejenigen zu finden, die genau die Beispiele einer Kategorie beschreiben und keine anderen Beispiele der Trainingsmenge. Dabei können von Nutzenden Präferenzkriterien angegeben werden, die bei mehreren passenden Regeln die bevorzugte auswählen. Solche Präferenzkriterien können z.B. die Anzahl der Selektoren in einem Komplex oder auch spezifische Kostenfunktionen für einzelne Selektoren sein. Die Suche im Raum der Abdeckungen wird konstruktiv durch Operationen, die generalisieren, und solche, die spezialisieren, durchgeführt. In einem einfachen Fall kann man dazu die folgenden Operationen verwenden:

  • Hinzufügen von erlaubten Werten zu einem Selektor (Generalisierung)
  • Hinzufügen eines Komplexes zu einer untersuchten Abdeckung (Generalisierung)
  • Schneiden eines Komplexes mit einem weiteren Selektor (Spezialisierung)
Der Algorithmus geht entweder von einer (z.B. durch Nutzende) gegebenen Abdeckung aus oder beginnt mit der leeren Abdeckung. Dann werden zu einem zufälligen Beispiel, das zur Kategorie, aber nicht zur Abdeckung gehört, alle Komplexe gesucht, die das Beispiel abdecken und in denen kein Beispiel der Trainingsmenge liegt, das nicht zur Kategorie gehört. Die Vereinigung über alle so konstruierten Komplexe ist eine Abdeckung, die die Kategorie beschreibt.

Das zentrale Konstrukt des Algorithmus ist das des Sterns (star):

Pfeil als Kennzeichnung einer Unterueberschrift Definition 16: Stern

Im Folgenden werden Sterne häufig innerhalb der Elemente einer Kategorie XMathematisches Zeichen: TeilmengeD berechnet. Das heißt, man setzt Y=D\X und die zweite Bedingung geht in die äquivalente Bedingung KMathematisches Zeichen: TeilmengeX über. Der Algorithmus zum Lernen einer einzelnen Kategorie XMathematisches Zeichen: TeilmengeD aus einer Menge von Beispielen D kann folgendermaßen geschrieben werden:

Pfeil als Kennzeichnung einer Unterueberschrift Algorithmus 6: AQ15: Regelgenerierung

Ein maximaler Komplex eines Beispiels dMathematisches Zeichen: Element vonD in X ist ein Komplex KMathematisches Zeichen: TeilmengeX , für den gilt: Falls ein Komplex QMathematisches Zeichen: ungleichK mit KMathematisches Zeichen: TeilmengeQ existiert, folgt Q⊄X . Ein Element kann mehrere maximale Komplexe haben (zwischen denen keine Teilmengenrelation herrschen kann).

Pfeil als Kennzeichnung einer Unterueberschrift Abbildung 61: Beispiele nach Kategorien sortiert

Um eine Annäherung an die maximalen Komplexe eines Elements dMathematisches Zeichen: Element vonX in einer Kategorie X zu berechnen, verwendet man in Schritt 2 einen beschränkten partiellen Stern für ein positives Beispiel d aus X .

Pfeil als Kennzeichnung einer Unterueberschrift Algorithmus 7: AQ15: Partieller Stern

Die mit dem Algorithmus gefundene Abdeckung C kann durch weitere Generalisierungen optimiert werden. Bei der Berechnung des beschränkten Sterns handelt es sich um ein Beam-Search-Verfahren, da eine ganze Liste von Komplexen verwaltet wird.

Pfeil als Kennzeichnung einer Unterueberschrift Abbildung 62: Konstruktion einer Abdeckung

Die Abbildung 62 zeigt die Anwendung des AQ15-Algorithmus auf die Beispiele aus Abbildung 61 . Zunächst wird ein Beispiel d=(0,1,0,0) aus der zu beschreibenden Kategorie gewählt und dazu der partielle Stern berechnet. Dabei wurden die Beispiele rMathematisches Zeichen: Element von(D\X)Mathematisches Zeichen: DurchschnittK j , jMathematisches Zeichen: Element von{1,...,k} so gewählt, dass sie sich in möglichst wenigen Attributen von dem Beispiel d unterscheiden. Dadurch wird die Anzahl der maximalen Komplexe klein gehalten und das Beispiel überschaubar. Es können natürlich auch andere Auswahlkriterien angewendet werden.

Die Beschränkung des partiellen Sterns auf eine feste Anzahl von Komplexen wurde nicht verwendet (d.h., die zulässige Anzahl an Komplexen wurde so groß gewählt, dass sie nicht erreicht wurde). Dadurch werden alle Komplexe mitgeführt.

Beim ersten Beispiel d=(0,1,0,0) zeigt sich der Einfluss der Auswahl des Komplexes, der in die Abdeckung übernommen wird. Wäre statt des Komplexes mit dem Selektor (A3=0) der andere Komplex mit (A4=0) gewählt worden, wäre das zweite Beispiel d=(0,1,1,0) bereits mit abgedeckt gewesen. Eine Regel, die eine solche Wahl bewirkt hätte, wäre z.B. solche Komplexe zu wählen, die möglichst viele positive Beispiele abdecken.

Beim dritten Beispiel d=(1,1,0,1) aus der Kategorie wurde mit r=(0,0,0,1)Mathematisches Zeichen: Element von( D\X)Mathematisches Zeichen: DurchschnittKj zunächst ein Beispiel gewählt, das sich in vielen Attributen von d unterscheidet. Dadurch ergeben sich erheblich mehr Komplexe. Im zweiten Block von Abbildung 62 sind zunächst alle Schnittmengen aufgeführt. Man sieht aber, dass eine ganze Reihe davon doppelt auftreten. Nach dem zweiten P sind die doppelten Komplexe weggelassen.

Weiter sieht man, dass bei der Durchschnittsbildung Komplexe entstehen, die Teilkomplexe von anderen Komplexen sind. Hier könnte man im Sinne einer maximalen Generalisierung die Teilmengen weglassen. Die einzige Forderung an den partiellen Stern, die dabei immer erfüllt sein muss, ist, dass er d enthalten muss und r nicht enthalten darf. Darüber hinaus können Operationen und Auswahlregeln angewendet werden, die sinnvoll erscheinen, um das Verfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen. So könnte man wieder vor allem solche Komplexe übernehmen, die möglichst viele Beispiele aus der zu beschreibenden Kategorie enthalten, und möglichst wenige, die nicht in diese Kategorie fallen. So könnte man, im Gegensatz zur oben vorgeschlagenen Verallgemeinerung, solche Komplexe weglassen, die Obermengen von anderen Komplexen sind und noch Gegenbeispiele enthalten, während die Untermengen ganz in der Kategorie liegen. So ist im letzten Block von Abbildung 62 (A1=1)&(A4=1) Obermenge von (A1=1)&(A3=0)&(A4=1). Der erste Komplex enthält aber mit (1,0,1,1) noch ein Beispiel, das nicht in der zu beschreibenden Kategorie liegt, der zweite enthält dagegen keines mehr. In diesem Fall ist es klar, dass der erste Komplex zu Gunsten des zweiten weggelassen werden kann. Wenn es aber verschiedenen Spezialisierungen gäbe, die alle zwar weniger, aber doch immer Beispiele enthalten, die nicht in der Kategorie liegen, wäre es nicht so eindeutig, welche Spezialisierung günstiger ist.

In diesem Beispiel enthält die Beispielmenge einen großen Teil der möglichen Tupel. In vielen praktischen Fällen tritt nur ein vergleichsweise kleiner Teil der möglichen Tupel auch tatsächlich in der Trainingsmenge auf. Sind die Wertebereiche der Attribute z.B. die reellen Zahlen oder reelle Intervalle, so schneidet die Konstruktion über maximale Komplexe nur jeweils die Punkte der Gegenbeispiele heraus. Es ist aber z.B. bei Ergebnissen physikalischer Experimente oder bei medizinischen Tests sehr unwahrscheinlich, dass nur die exakten Werte der Beispiele aus der Kategorie herausfallen. Viel wahrscheinlicher ist, dass ganze Intervalle entfernt werden müssten, für die ein Gegenbeispiel jeweils nur ein Prototyp ist. In diesen Fällen kann es sinnvoll sein, neben den hier betrachteten Spezialisierungen auch Generalisierungen zu verwenden.

Pfeil als Kennzeichnung einer Unterueberschrift 2.3.7.1: Generalisierungsoperationen

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Dieser Abschnitt und seine Unterabschnitte
Inhalt Stichwörter in der Reihenfolge ihres AuftretensStichwörter alphabetisch sortiert
2.3.7Der AQ-Algorithmus
Def. 15 Selektor, Komplex, Abdeckung
Abb. 60 Verallgemeinerung von Regeln
Def. 16 Stern
Alg. 6 AQ15: Regelgenerierung
Abb. 61 Beispiele nach Kategorien sortiert
Alg. 7 AQ15: Partieller Stern
Abb. 62 Konstruktion einer Abdeckung
2.3.7.1Generalisierungsoperationen
AQ-Algorithmus, AQ15, Regel, Kategorie, Selektor, Komplex, Abdeckung, cover, Spezialisierung, Stern, Einschränkung, constraint, beschränkter Stern, partieller Stern, Wertebereich, Spezialisierung, dropping condition rule, adding condition rule, extending reference rule, closing interval rule, turning conjunction into disjunction rule Abdeckung, adding condition rule, AQ-Algorithmus, AQ15, beschränkter Stern, closing interval rule, constraint, cover, dropping condition rule, Einschränkung, extending reference rule, Kategorie, Komplex, partieller Stern, Regel, Selektor, Spezialisierung, Spezialisierung, Stern, turning conjunction into disjunction rule, Wertebereich

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Diese HTML-Datei wurde am 27-10-2003 erzeugt.