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4.8.1: Inhalte einer digitalen Bibliothek

Während in den meisten klassischen Informationssystemen die Angebote eines Anbieters organisiert werden, müssen digitale Bibliotheken den Anspruch haben, zu einem Thema alle relevanten Quellen oder Dokumente zu sammeln, unabhängig davon, in welchem Format sie vorliegen und von welchem Anbieter sie stammen. Allein die Beschreibung der Objekte, die eine digitale Bibliothek sammeln sollte ist daher schon nicht trivial. In der Dublin Core Initiative hat man sich darauf geeinigt nur von "document like objects" zu sprechen, andere Autoren versuchen es mit Aufzählungen wie "article, book, web page, data item, video clip, map, drawing, photo, advertisement, animation" oder mit sehr allgemeinen Begriffen wie "data, information, and knowledge". Für eine inhaltliche Beschreibung der Objekte, die in einer digitalen Bibliothek angeboten werden, kann man die folgende Formulierung wählen, die die nahe Verwandschaft zu herkömmlichen Bibliotheken zeigt: "In sich abgeschlossene Informationsobjekte, die für eine relevante Gruppe von Nutzenden für einen längeren Zeitraum gesammelt werden und von den Mitgliedern der Gruppe in der Form, in der sie präsentiert werden, verstanden und benutzt werden können".

Will man diesem Anspruch gerecht werden, stellen sich zum einen Probleme, die sich für herkömmliche Bibliotheken auch stellen - wie das der Auswahl der Publikationen - zum anderen ergeben sich aber auch neue Fragestellungen und Probleme, wie die Kontrolle der Herkunft, Autorenschaft und Autentizität des Inhalts, neue Verwertungs- und Urheberrechtsmodelle, die Heterogenität der Datenformate oder die technische und rechtliche Gewährleistung des Zugangs. So kann es z. B. sein, dass von Verlagen nicht mehr ein Dokument - wie ein Buch - verkauft wird, sondern ledigilich dessen zeitlich begrenzte Nutzung, dass also die Bibliothek nicht mehr garantieren kann, dass sie zu verschiedenen Zeiten den selben Inhalt anbietet; ähnliches kann bei Angeboten passieren, die im Laufe der Zeit weiterentwickelt werden: hier muss entschieden werden, welche der Versionen gespeichert werden soll. Es kann auch sein, dass Angebote z. B. aufgund eines Profils dynamisch erzeugt werden, und damit nicht mehr ein Dokument sind, wie wir es von klassischen Bibliotheksobjekten her kennen.


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© 1999 / HTML-Version 13. 7. 1999: R. Ferber, email: R. Ferber