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Reginald Ferber Information Retrieval
Suchmodelle und Data-Mining-Verfahren für Textsammlungen und das Web

Position im Angebot Information Retrieval -> Grundlagen und klassische IR-Methoden -> Klassische Information-Retrieval-Verfahren -> Das Vektorraummodell
Stichwörter dieser Seite Vektorraummodell, TF-IDF, Thesaurus, Cluster-Verfahren, Dokumentvektor
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1.3.6.6: Das Retrieval-System SMART

Eines der ersten Retrieval-Systeme, in denen das Vektorraummodell implementiert wurde, ist das SMART-System, das über ca. 30 Jahre an der Cornell University in der Arbeitsgruppe von Gerard Salton entwickelt wurde (Salton und McGill, 1983 [->] ). Dabei handelt es sich nicht nur um ein einzelnes System, sondern um eine Experimentierumgebung, in der eine Vielzahl von Verfahren und Algorithmen getestet wurden. Es soll deshalb kurz in der Form von 1983 beschrieben werden. Neue Entwicklungen werden in Kapitel 3.4 dargestellt. Dabei zeigt sich, dass einige der Methoden von 1983 weiterentwickelt wurden, andere nicht. Die zusammenfassende Beschreibung gibt auch ein Beispiel, wie die bisher beschriebenen Komponenten eines IR-Systems zusammenspielen.

Salton und McGill (1983) unterscheiden die folgenden Komponenten:

  • automatische Indexierung
  • Berechnung von Dokument-Clustern und ihrer Zentroide
  • automatische Query-Analyse und Relevance-Feedback-Komponente
  • Dynamisierung des Dokumentenraums

Automatische Indexierung

Bei der automatischen Indexierung wird folgendermaßen vorgegangen:

  • Aus dem Text werden die Wörter isoliert,
  • Stoppwörter werden entfernt,
  • die verbliebenen Wörter werden auf ihre Stammformen reduziert. Dazu wird ein auf Ersetzungsregeln basierendes Lemmatisierungsprogramm verwendet, aber andere Verfahren können auch eingesetzt werden,
  • gleiche Stämme werden zusammengefasst,
  • die so gewonnenen Terme werden gewichtet bzw. ersetzt.

Gewichtungsstrategien

Bei der Gewichtung im letzten Punkt wird folgendermaßen vorgegangen:

  • Terme mit mittlerer Häufigkeit werden direkt gewichtet, z.B. mit der TF-IDF-Formel
    wi,k=
    h(i,k)
    Leere Abbildung mit der der Bruchstrich erzeugt wird
    d(k)
  • Sehr häufige Terme werden durch Termpaare ersetzt. Dabei werden Paare mit allen anderen Termen gebildet, die in einem vorgegebenen Abstand vorkommen. Doppelte Paare und Paare, die aus zwei identischen Wörtern bestehen, werden entfernt. Die Gewichte für die Paare werden aus den Häufigkeiten der einzelnen Paarelemente berechnet.
  • Bei sehr seltenen Termen wird versucht, mit Hilfe eines Thesaurus zu Oberbegriffen überzugehen oder sie mit Hilfe von Cluster-Verfahren durch eine ganze Gruppe verwandter Terme zu ersetzen.

Berechnung von Dokument-Clustern und ihrer Zentroide

Die Dokumente werden in Cluster zusammengefasst um den Zugriff zu beschleunigen. Das geschieht mit der Single-Pass-Methode.

Pfeil als Kennzeichnung einer Unterueberschrift Algorithmus 1: Single-Pass-Cluster-Verfahren

Dieses Verfahren liefert Cluster ähnlicher Dokumente, die sich überlappen können. Es wird vor allem verwendet, um den Zugriff auf Dokumente zu beschleunigen.

Dazu wird eine Anfrage zunächst mit den Zentroiden der Cluster verglichen. Ein Vergleich mit Dokumentvektoren findet dann nur noch in dem Cluster statt, dessen Zentroid dem Anfragevektor am ähnlichsten ist. Diese Vorgehensweise kann auch mehrstufig angewendet werden, indem die Cluster einer Ebene wieder zu Clustern einer höheren Ebene zusammengefasst werden. Damit das Verfahren effektiv ist, sollten die Cluster ungefähr gleich groß sein.

Um das zu erreichen, kann man

  • zu große Cluster durch ein neues Single-Pass-Verfahren innerhalb des Cluster aufspalten,
  • zu kleine Cluster mit dem ähnlichsten Cluster vereinigen,
  • bei zu großer Überschneidung zweier Cluster diese entweder zusammenfassen oder Elemente aus der Schnittmenge aus einem der Cluster entfernen.
Die Verwendung von Dokument-Clustern als Zugriffsverfahren scheint zurzeit nicht weiterverfolgt zu werden.

Automatische Query-Analyse und Relevance-Feedback-Komponente

Die Terme der Anfrage werden wie bei der Indexierung in einen Anfragevektor umgewandelt. Zur Optimierung wird das Relevance-Feedback-Verfahren nach Rocchio verwendet. Ein besonderer Vorteil ist dabei, dass viele neue Terme aus relevanten Dokumenten hinzukommen.

Dynamisierung des Dokumentenraums

Bei der Dynamisierung des Dokumentenraums können die Dokumentvektoren aufgrund der Relevanzbeurteilungen im Relevance Feedback langsam verändert werden. Dazu werden

  • Terme, die in Anfragen auftreten, zu denen das Dokument als relevant beurteilt wurde, stärker gewichtet,
  • Terme, die in Anfragen nicht auftreten, zu denen das Dokument als relevant beurteilt wurde, schwächer gewichtet,
  • Terme, die in Anfragen auftreten, zu denen das Dokument als nicht relevant beurteilt wurde, schwächer gewichtet,
  • Terme, die in Anfragen nicht auftreten, zu denen das Dokument als nicht relevant beurteilt wurde, stärker gewichtet.

Problematisch an diesem Ansatz ist, dass mit der gleichen Anfrage zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedliche Ergebnisse gefunden werden können. Um das zu vermeiden, kann man die Änderungen der Gewichte jeweils auf eine Sitzung beschränken. Einen ähnlichen Ansatz verwendet die in Abschnitt 3.2.3 beschriebene Robertson-Sparck-Jones-Formel.

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Inhalt Stichwörter in der Reihenfolge ihres AuftretensStichwörter alphabetisch sortiert
1.3.6.6Das Retrieval-System SMART
Alg. 1 Single-Pass-Cluster-Verfahren
Vektorraummodell, TF-IDF, Thesaurus, Cluster-Verfahren, Single-Pass-Cluster-Verfahren, Dokumentvektor Cluster-Verfahren, Dokumentvektor, Single-Pass-Cluster-Verfahren, TF-IDF, Thesaurus, Vektorraummodell

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Diese HTML-Datei wurde am 27-10-2003 erzeugt.