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Reginald Ferber Information Retrieval
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Stichwörter dieser Seite deduktiver Prozess, Aussage, abduktiver Prozess, induktiver Prozess
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2.2.1: Lernen als Informationsverarbeitung

Auch wenn über die Natur der mentalen Modellbildung noch nicht allzuviel bekannt ist, kann man einige der oben beschriebenen Prozesse in Analogie zu den logischen Operationen in verschiedene Gruppen einteilen. Dem liegt wieder die Annahme zugrunde, dass Lernen nicht nur ein Speichern von Zuordnungen von Reaktionen zu Reizmustern ist, sondern eine Informationsverarbeitung, die im weitesten Sinne Regeln verwendet. Man kann daher folgende Unterscheidung treffen (siehe auch Abbildung 49 ):

  • Ein deduktiver Prozess bezeichnet das Folgern von Aussagen aus Voraussetzungen aufgrund von (bekannten) Regeln.
  • Ein abduktiver Prozess bezeichnet den Rückschluss auf (mögliche) Ursachen aufgrund von beobachteten Beispielen bzw. Ereignissen und bekannten Regeln.
  • Ein induktiver Prozess bezeichnet das Ableiten von Regeln aus Beispielen.
Deduktives Schließen ist also (zumindest in der Theorie) allgemein richtig bzw. so richtig wie die Ableitung und die Regeln, aus denen die Antwort abgeleitet wird. Es setzt aber das Vorhandensein von Regeln voraus und die Fähigkeit, mit Regeln umgehen zu können, also z.B. feststellen zu können, ob eine Voraussetzung erfüllt ist.

Pfeil als Kennzeichnung einer Unterueberschrift Abbildung 49: Beispiele der verschiedenen Schlussfolgerungen

Abduktives Schließen setzt Regeln voraus und schließt rückwärts von der Folgerung auf eine mögliche Ursache. Diese Schlussweise ist im Allgemeinen natürlich nur eindeutig, wenn eine Regel umkehrbar ist bzw. wenn sie in der betrachteten Beispielmenge umkehrbar ist. Sie ist aber im alltäglichen Leben sehr häufig anzutreffen, wie das Beispiel in Abbildung 49 zeigt.

Induktives Schließen kann sinnvollerweise nur in Abhängigkeit von einer gegebenen Beispielmenge "richtig" oder "falsch" sein. Die aus Beispielen gewonnenen Regeln werden im Allgemeinen an anderen Beispielen überprüft. Sie können z.B. die Beispiele, aus denen sie entwickelt wurden, vollständig abdecken, aber neue Beispiele nicht mehr richtig bearbeiten. In vielen Fällen können sie auch die vorgegebenen Beispiele nur teilweise erklären, wenn diese z.B. widersprüchlich sind oder zu zahlreich, um vollständig berücksichtigt zu werden. In solchen Fällen sollten möglichst "gute" und "plausible" Regeln konstruiert werden. (Widersprüchlichkeit bezieht sich hier immer auf den Repräsentationsrahmen, also den Teil der "Wirklichkeit", der in der Beschreibung der Beispiele dargestellt wird.)

Andererseits scheint induktives Schließen ein wesentlicher Schritt bei vielen Lernvorgängen im täglichen Leben zu sein. Insbesondere in der frühen Kindheit lernen Kinder vor allem aus Beispielen. Welche Form die so gelernten Regeln haben und ob sie explizit genannt werden können, ist dabei eine ganz andere Frage.

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2.2.1Lernen als Informationsverarbeitung
Abb. 49 Beispiele der verschiedenen Schlussfolgerungen
deduktiver Prozess, Aussage, abduktiver Prozess, induktiver Prozess abduktiver Prozess, Aussage, deduktiver Prozess, induktiver Prozess

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Diese HTML-Datei wurde am 27-10-2003 erzeugt.