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Reginald Ferber Information Retrieval
Suchmodelle und Data-Mining-Verfahren für Textsammlungen und das Web

Position im Angebot Information Retrieval -> Grundlagen und klassische IR-Methoden -> Klassische Information-Retrieval-Verfahren -> Das Vektorraummodell -> Gewichtungsmethoden
Stichwörter dieser Seite zipfsches Gesetzt, Dokumenthäufigkeit, document frequency, invertierte Dokumenthäufigkeit, inverted document frequency, IDF, invertierte Liste
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1.3.6.3.1: Globale Gewichtungseinflüsse

Bei den globalen oder kontextunabhängigen Gewichtungsfaktoren ist das weitaus am häufigsten verwendete Kriterium die Häufigkeit eines Terms in der Sprache bzw. in einer Dokumentensammlung. Die Verteilung der Wörter in der Sprache kann grob durch das zipfsche Gesetz beschrieben werden. Es besagt, dass das Produkt der Häufigkeit eines Worts mit seinem Häufigkeitsrang in etwa konstant ist (siehe Abbildungen 30 und 31 ):

Pfeil als Kennzeichnung einer Unterueberschrift Satz 1: Zipfsches Gesetz

Pfeil als Kennzeichnung einer Unterueberschrift Abbildung 30: Das zipfsche Gesetz am Beispiel des Brown- und des LOB-Korpus

Pfeil als Kennzeichnung einer Unterueberschrift Abbildung 31: Schematische Darstellung des zipfschen Gesetzes

Aus dem zipfschen Gesetz ergibt sich auch, dass die Häufigkeit der Terme in etwa mit
h (w) Mathematisches Zeichen: aehnlich
c
Leere Abbildung mit der der Bruchstrich erzeugt wird
r(w)
abnimmt. Daraus folgt, dass eine kleine Anzahl von häufigen Wörtern einen großen Anteil der Texte abdeckt und die große Anzahl der seltenen Wörter nur einen kleinen Anteil des Textes ausmacht.

Nimmt man nun (unrealistischerweise) an, dass jedes einzelne Wort im Korpus in etwa gleich verteilt ist, zeigt sich, dass wegen der starken Häufigkeitsunterschiede die häufigen Wörter in fast jedem Textteil erwartet werden können. Andererseits treten seltene Wörter nur in sehr wenigen Texten auf. Häufige Terme sind also keine guten Suchterme, weil sie nicht spezifisch für einen Text sind. Bei seltenen Termen kann man nicht erwarten, dass sie in allen relevanten Texten vorkommen. Übrig bleiben bei der Suche nach geeigneten Suchtermen die Terme mittlerer Häufigkeit, die zwar häufig genug sind, um genügend relevante Inhalte abzudecken, aber auch signifikant genug, um nicht relevante Texte auszuschließen (siehe Abbildung 32 ). In der Praxis werden seltene Terme oft nicht gesondert behandelt, es wird also nur der erste Teil der Überlegung angewendet.

Anstelle der Häufigkeit von Termen wird im Information Retrieval oft die Dokumenthäufigkeit (document frequency) verwendet: Das ist die Anzahl der Dokumente, in denen ein Term auftritt. Geht man wieder von einer zufälligen Verteilung eines Worts in einem Korpus von Dokumenten aus, so werden durch den Übergang von der Häufigkeit zur Dokumenthäufigkeit die Häufigkeitsunterschiede besonders für häufige Terme verringert: Bei der Bestimmung der Dokumenthäufigkeit spielt es keine Rolle, ob ein Term oft in einem Dokument vorkommt oder nur einmal.

Während eine Stoppwortliste beim booleschen Retrieval eine harte Häufigkeitsschranke für den Ausschluss setzt, lässt sich der Einfluss der Häufigkeit mit der Möglichkeit, Terme zu gewichten, differenzierter modellieren. Meistens wird dazu eine Form der so genannten inversen (oder auch invertierten) Dokumenthäufigkeit (inverted document frequency, IDF) verwendet:
wi,j=idf (j) =
1
Leere Abbildung mit der der Bruchstrich erzeugt wird
d(j)
Dabei bezeichne D=(d1,...,dm) wieder die Menge der Dokumente, T=(t1,...,tn) die der Terme und d(j) die Anzahl der Dokumente, in denen Term tj vorkommt. In der Praxis werden auch modifizierte Formen verwendet, wie
wi,j=ln (
m
Leere Abbildung mit der der Bruchstrich erzeugt wird
d( j)
)
oder
wi,j=ln (
m-d(j)
Leere Abbildung mit der der Bruchstrich erzeugt wird
d(j)
)
wobei ln den natürlichen Logarithmus bezeichnet. Diesen Formeln ist gemeinsam, dass ihr Wert mit wachsendem d(j) monoton fällt. Der Logarithmus dämpft große Werte, schwächt also in diesen Formeln die Gewichte seltener Terme wieder etwas ab.

Andere globale Einflussfaktoren werden in der Praxis kaum genutzt. Ein mögliches Kriterium wäre z.B. die Verteilung eines Terms auf die Dokumente: Terme, die über die Dokumente gleichmäßig verteilt sind, sollten weniger spezifisch sein als solche, die in einzelnen Dokumenten mit hoher Häufigkeit auftreten, in anderen dagegen gar nicht.

Pfeil als Kennzeichnung einer Unterueberschrift Abbildung 32: Schematische Darstellung der Diskriminationskraft von Termen, gegen die Häufigkeit aufgetragen

Da die globalen Gewichtungsfaktoren nicht vom konkreten Auftreten der Terme bzw. Attribute in den einzelnen Dokumenten abhängen, lassen sie sich bei der Implementierung mit invertierten Listen im Prinzip separat speichern bzw. aus den Positionslisten der invertierten Liste jeweils aktuell berechnen. Wie weit sich der zusätzliche Aufwand dafür lohnt, muss im Einzelfall entschieden werden.

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Dieser Abschnitt und seine Unterabschnitte
Inhalt Stichwörter in der Reihenfolge ihres AuftretensStichwörter alphabetisch sortiert
1.3.6.3.1Globale Gewichtungseinflüsse
Satz 1 Zipfsches Gesetz
Abb. 30 Das zipfsche Gesetz am Beispiel des Brown- und des LOB-Korpus
Abb. 31 Schematische Darstellung des zipfschen Gesetzes
Abb. 32 Schematische Darstellung der Diskriminationskraft von Termen, gegen die Häufigkeit aufgetragen
zipfsches Gesetzt, Abdeckung, Dokumenthäufigkeit, document frequency, invertierte Dokumenthäufigkeit, inverted document frequency, IDF, Diskriminationskraft, invertierte Liste Abdeckung, Diskriminationskraft, document frequency, Dokumenthäufigkeit, IDF, inverted document frequency, invertierte Dokumenthäufigkeit, invertierte Liste, zipfsches Gesetzt

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Diese HTML-Datei wurde am 27-10-2003 erzeugt.